VP Altenbrak am 03.06.2023
Prüfungsergebnis
Richter
Prüfungsbericht
Bei herrlichem Sommerwetter trafen wir uns alle pünktlich wie die Maurer am Suchenlokal an der Windenhütte in Altenbrak. Teilweise kamen wir von weit her, was eine Anreise am Vortag nötig machte. Schließlich will man nicht zu spät kommen oder gar die Prüfung versäumen. Auch ich hatte mit meiner BGS Hündin Jala aus dem Sauerland eine rund 350km lange Anreise absolviert. Wie auch immer, Richter sowie die Helfer als auch interessierte Junghundeführer sowie alle 4 Gespanne waren pünktlich zur Stelle. 3 Hannoveranische Schweisshunde und meine BGS Hündin sollten heute unter Beweis stellen, dass sie für die Praxis geeignet sind bzw. die Gespanne, denn wie bei der Jagd auch liegt es meist nicht am Gewehr sondern oftmals am Führer wenn der Schuss mal nicht sitzt . Nach einer freundlichen Begrüßung sollte es auch recht zügig losgehen. Bitte alle Gespanne mit Ihren Hunden antreten, hieß es.Dann folgte die Einweisung in den Prüfungsablauf und das Auslosen der Fährten. 2mal RW – 2mal SW. Ich erwische Nr. 4 – das hieß für mich erstmal warten.Die Nervosität stand uns allen ins Gesicht geschrieben und ein „Leidensgenosse“ berichtete, dass er vor 2 Wochen leider durchgefallen war, da sein Hund in Minute 28 beim Ablegen den Stand verlassen hat. Na das sind ja mal Horrormeldungen. Es ging einem so ziemlich alles durch den Kopf – war RW die richtige Wahl oder hätte ich SW nehmen sollen, zeigt sie sauber den Anschuss bei der Vorsuche – hält sie die Fährte – zeigt sie die Verweiserpunkte – hoffentlich nicht so viele Verleitungen – bloß kein Wild auf der Fährte – hoffentlich lese ich sie richtig… Je länger ich bzw. wir warten mussten, desto grösser wurde die Nervosität.Ablenkung brachte dann die Formbewertung – ein „Sehr gut“ wurde Jala bescheinigt – na hübsch und gut gebaut ist sie schonmal dachte ich mir, aber der schwierige Teil kommt ja erst.Das erste Gespann (SW) kam zurück – ein Bruch und strahlende Gesichter – geschafft. Man konnte dem Führer die Erleichterung anmerken. Alle gratulierten und schon war Gespann 2 auf der Fährte. Zwischendurch mal kurz ne Runde Gassi mit dem Hund, um auf andere Gedanken zu kommen. Etwas Fachsimpelei und der ein oder anderen spannenden Nachsuchengeschichte von den „alten Hasen“ lauschen. Fürs leibliche Wohl war natürlich auch bestens gesorgt – Kaffee, Kuchen, kalte Getränke …Dann hörten wir Stimmen. Das zweite Gespann war im Anmarsch. Auch hier eine erfolgreiche Suche auf SW mit einem glücklichen Hundeführer. Es erfolgten die weiteren Formbewertungen und Gespann 3 rückte aus. Die erste RW Fährte. Jetzt dürfte es nicht mehr lange dauern und unser Aufruf würde kommen. Kaum zu Ende gedacht rief Uta mir zu, dass es sofort los gehe und wir ein Stück fahren müssten. OK jetzt gilt es. Meine beiden Begleiter fuhren mit mir und Uta zum Treffpunkt (ein paar 100m den Waldweg entlang). Ich bereitete meine Jala vor – Geschirr umlegen – Schweißriemen dran. Leider war Gespann 3 noch nicht ganz durch, somit mussten wir erneut etwas warten. Die Luft war zum Zerschneiden und Uta redete mir gut zu. Dann hörten wir Stimmen im Bestand und ein lautes „Gefunden“. Perfekt, auch Gespann 3 war angekommen.Der Druck auf mich war also nun beim Maximum – alle 3 Gespanne hatten die Fährte erfolgreich abgelegt. Dann kamen die Prüfer. Wir gingen ein Stück, dann rechts in den Bestand und Stopp.Ein Stück Rotwild wurde beschossen, hieß es – „in diese Richtung ist es geflüchtet“. Bitte lassen Sie Ihren Hund vorsuchen und dann der Fährte folgen. Ok, alles klar, ein Blick zu Jala und ein Blick von Jala zu mir. Sie wartete auf mein Handzeichen. Dann suchte sie langsam und besonnen unter leichtem „Bögeln“ vor. Plötzlich Stopp und Verweisen. Jawoll, der Anschuss war gefunden und sauber verwiesen. Ein Stück Decke hochgehalten und dann hinter Jala am langen Riemen her.Sehr ruhig und konzentriert folgte sie mit tiefer Nase der Fährte. Kein Zweifel, sie war drauf. Zügig ging es voran. Erster Verweiser – Nase Drauf – Check. Zweiter Verweiser – Nase drauf – Check. So kann es bleiben, dachte ich mir. Dann leichtes „Bögeln“, ein ruhiges „zur Fährte“ – und weiter gings nach einem Winkel.Wir folgten der Fährte nun in einem langgezogenen Bogen und gefühlt dachte ich mir, dass wir ca. die Hälfte geschafft haben müssten. Kurzer Kontrollblick nach hinten – Richter in gebührendem Abstand – ok, scheint zu passen, also lass sie laufen. Zügig ohne Wenn und Aber marschierte Jala wie die Eisenbahn durch den Harzer Wald.Jetzt dürfte es nicht mehr weit sein – aber was war nun los? Jala bögelt erneut. Nach links, nach rechts… „Jala zur Fährte“, sagte ich ruhig und bestimmt. Richter Tino Fiedler folgte uns, während die anderen stehen blieben.Bitte jetzt keinen Rückruf dachte ich nur. Jala suchte mit tiefer Nase in Richtung der Richter. So ist recht mein Hund. Und dann hatte sie Ihre Fährte wieder. Oh mein Gott was für eine Anspannung. Kaum 50-60m weiter standen wir dann vor den Rotwildläufen, und ich liebelte meine „kleine Heldin“ über den Klee. Das Richtergespann stand zusammen und besprach sich. Wie sie die Leistung wohl beurteilen würden? Wir werden sehen, aber auch egal wir sind angekommen. Glücklich und zufrieden erhielten auch wir den Bruch und marschierten mit breitem Grinsen zum Treffpunkt.Jetzt folgten noch die typischen Gehorsamsfächer. Leinenführigkeit, Schussfestigkeit und das „Ablegen“ – bei dem ja, so wie man eingangs hörte, so ziemlich alles passieren konnte. Leinenführigkeit sowie die Schussfestigkeit waren für alle kein Problem, so dass jetzt „nur noch“ alle zum Ablegen mussten. Kurz nachgefragt: „Wie wollt Ihr ablegen?“ Angeleint? Frei am Gegenstand? Frei ohne alles?Meine Wahl war „frei am Gegenstand“, denn das hatten wir unzählige Male geübt. Also alle wieder in den Wald. Sternförmig in alle Himmelsrichtungen verteilt und die Hunde abgelegt. Dann mussten sich die Führer außer Sichtweite begeben. Abseits des Geschehens drapierten wir uns auf dem Waldweg. Der Countdown läuft. Und ich sag’s Euch, das sind die längsten 30 Minuten eures Lebens. Hochspannung nach Schuss 1 und auch nach Schuss 2. Doch kein Hund zu sehen oder der Ruf eines Richters zu hören. Ok sie liegen noch. Dann endlich kam die Erlösung, als die Richter uns gratulierten und wir unsere Hunde abholen durften. Wir lagen uns in den Armen und gratulierten uns gegenseitig. Alle hatten bestanden. Was für ein Tag!! Das Bier war uns sicher und auch die Bratwurst ließ nicht lange auf sich warten.Die Richter arbeiteten fleißig an der Auswertung und dann kam die Bekanntgabe der Ergebnisse. Zweimal 3. Preis, einmal 2. Preis…Und wow – Jala erhielt den 1. Preis mit 160 Punkten.Damit hatte ich echt nicht gerechnet. Ich freute mich wie „Bolle“ über das super Ergebnis.Die lange Ausbildung mit den vielen kilometerlangen Fährten hatte sich nun doch gelohnt. Wie sagten die Richter am Ende: „Der Grundstein ist gelegt, doch zu wirklichen Spezialisten werden die Hunde in der Praxis.“Wir ließen den erfolgreichen Tag beim Bierchen, Bratwurst und vielen Erzählungen an der Hütte ausklingen, bevor sich alle Gespanne glücklich und zufrieden auf den Heimweg machten.Vielen Dank an die Richter, der Formbewerterin, Helferinnen und Helfern für den großartigen und spannenden Tag im Harz.Besonderer Dank geht an Uta, die sich nicht nur um das leibliche Wohl kümmerte, sondern uns auch jederzeit „seelisch“ beistand.So eine Prüfung mit aller Drum und Dran ist eine Menge Arbeit. Meinen vollen Respekt und ein „Dickes Dankeschön“ an die Richter und die großartige Vorbereitung.
Horrido und Suchenheil
Olaf Quittmann