VP Colditz am 14.10.2023


Prüfungsergebnis

Gespann Punkte Preis
ANNA vom PeenetalHS-HündindUlrich TischerHundeführer/in 115 III. Preis
JEEP Sfora NemrodaBGS-RüdeMartin StatkewitzHundeführer/in 89 III. Preis
AIKO om Guten BornBGS-RüdeBjörn BernhardtHundeführer/in 116 III. Preis
PHILIAN von Militzer MeuteBGS-RüdeWilfried ZischkeHundeführer/in 123 III. Preis
FIA vom Forsthaus WuppgartenHS-HündinRene PotrikusHundeführer/in - ohne Preis

Die Teilnahme an der Prüfung war mir noch kurzfristig ermöglicht worden, so dass ich aus dem westlichsten Landkreis der Republik an der niederländischen Grenze die mehr als 560 km lange Anreise freudig aber auch mit einem etwas mulmigen Gefühl mit Philian und meiner guten Suhler Flinte auf mich nahm. Bei der Zimmersuche war mir freundlicherweise Thomas Mütze behilflich.

Eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang trafen die fünf Hundeführer auf dem Forsthof Waldmühle ein, wo bereits der Prüfungsleiter Dirk Tenzler und die Prüfer Thomas Mütze sowie Richteranwärter Achim Saul-Horvay und der nimmermüde Helfer Marc Thelau uns nach der Prüfungsvorbereitung erwarteten. Sie wurden im Bemühen um einen angemessenen jagdlichen Rahmen durch die Jagdhornbläser des Jagdverbandes Geithain mit Fürst-Pleß- und Parforcehörnern gekonnt unterstützt. Nach der Begrüßung durch den Prüfungsleiter Dirk Tenzler und dem Ausklingen der Jagdhörner wurden zügig und routiniert die Formalien gemäß der Prüfungsordnung abgewickelt. Auf Nachfrage des Prüfungsleiters stimmten alle Hundeführer der Teilnahme von extra angereisten Prüfungsinteressierten als Beobachter zu. Diesen Damen und Herren gehört auch ein Dank, da sie während des Prüfungsablaufes nicht zu bemerken waren, aber mit Bild- und Videoaufnahmen den Prüfungsverlauf teils dokumentiert haben. Als einer von zwei Hundeführern hatte ich mich für eine Rotwildfährte gemeldet, die drei anderen Hundeführer hatten Schwarzwild gewählt. Die Rotwildfährten wurden zuerst ausgelost, mir fiel dabei die zweite Fährte zu. Im Anschluss daran wurden die drei Schwarzwildfährten ausgelost. Hier ist hervorzuheben, dass die Fährtennummer der Lose nicht auf einem Papierzettel geschrieben waren, sondern stilecht zur Kulisse eines Forsthofes auf kleinen Holzscheiben zur Ziehung präsentiert wurden.

Spätestens nach der Zuweisung der Fährtennummer stand dann auch den alterfahrenen Hundeführern die Anspannung und Nervosität ins Gesicht geschrieben. Vor lauter Nervosität konnte ich von dem freundlicherweise angebotenen guten Frühstück nichts herunterbringen.

Noch bevor das erste Gespann mit den Prüfern zur Fährtenarbeit aufbrach, wich der für die Jahreszeit zu warme Wind zunächst einzelnen Regentropfen. Nach Ablauf einer gewissen Zeit führte Marc Thelau die Jagdhornbläser, meinen Hund und mich in kleiner Autokolonne in die Nähe des Endes der ersten Fährte, von dort war es nicht weit zum Anfang der zweiten (meiner) Fährte. Beide Fährten waren im Wald allerdings mit ausreichend Abstand und durch eine Straße getrennt. Während wir auf die Ankunft des ersten Gespannes und der Prüfer warteten, öffnete Petrus seine Schleusen und selbst die Bäume boten schnell keinen Schutz mehr vor dem Regen. Auf der Straße fuhren mehrere Feuerwehrfahrzeuge vorbei, eigentlich nicht besonders erwähnenswert, wenn nicht ein Feuerwehrauto zurückgekommen wäre und zwei freundliche Kameradinnen sich danach erkundigten, ob in diesem Gebiet jetzt eine Jagd stattfinden würde. Ihnen wurde der Grund unseres Aufenthaltes bereitwillig erklärt, was bei ihnen zunächst Erstaunen auslöste. Dann erklärten sie, dass sie in der gleichen Zeit im gleichen Wald eine Übung für Rettungshunde abhalten wollten, mit dem Forstamt war dies wohl nicht abgestimmt. Rettungshunde zeitgleich im Wald und möglicherweise auch auf den Fährten wäre sicherlich suboptimal für die Fährtenarbeit geworden. Die Vertreterinnen der Feuerwehr erklärten sich dann bereitwillig dazu, ein anderes Übungsgelände aufzusuchen.

Bald darauf tauchte die Gruppe der ersten Fährtenarbeit gegenüber im Wald auf, leider hatte das Gespann nicht zum Ende der Fährte gefunden.

Die Prüfer erledigten noch den Schreibkram, was durch den anhaltenden Regen nicht einfach war, und ich sollte Philian und mich zur Fährtenarbeit fertig machen.

Philian zeigte angesichts des Dauerregens zuerst keine Freude, das trockene Auto zu verlassen, aber beim Anblick des Nachsuchengeschirres und des Schweißriemens war ihm jedes Wetter egal, freudig wollte er in gewohntem Eifer die Fährte aufnehmen. Nachdem der Prüfungsleiter mir in der Nähe des Anschusses erklärte, daß am Vorabend hier ein Stück Rotwild mit unklarem Treffer beschossen wurde, dabei wies er mir die Richtung an, wurde ich gebeten die Nachsuche durchzuführen. Ich wusste, daß Philian sich nicht lange am Anschuß, an Wundbetten oder Verweisern aufhalten möchte. Wie bei den unzähligen Übungsfährten nahm er mit tiefer Nase die Fährte auf und zog vorwärts. Mehrmals konnte ich sehen, dass er sich nach kurzem Bögeln selbst zur Fährte brachte. Die Fährte begann schon im Wald, wo sie später auch endete. Im sehr abwechslungsreichen Gelände (unterschiedliche Baumarten und Unterwuchs, wasserführende Gräben, leichtes Brombeergebüsch etc.) machte Philian einen sicheren Eindruck bis wir nach überqueren eines Grabens aus dem Wald heraus kamen und er suchend auf dem Gras neben dem Wald kreiste und immer wieder die Nase hoch nahm. Schließlich führte das zu einem Abruf durch die Prüfer. Später habe ich dann erfahren, dass auf dem Feld, nahe am Wald eine Kirrung ist. Diese Kirrung war wohl gut besucht und Philian ist dann einer Verleitung gefolgt. Zurück im Wald nahm Philian nach überfallen des Wassergrabens sofort wieder die gerechte Fährte auf und zeigte das mir gewohnte Bild an. Vor dem Ende der Fährte musste ich ihn nochmals selbst zur Fährte rufen, als er mit erhobener Nase eine Verleitung annehmen wollte. Einen zum Fährtentreten benutzten Fährtenschuh hatten die Prüfer nicht am Ende auf dem Boden abgelegt. Zum Schutz vor Verschleppen durch Fuchs, Wolf oder Hund hatten sie den Fährtenschuh in einem Holunderbusch etwa 1,5m über dem Boden festgebunden. Mir fiel ein riesiger Felsbrocken vom Herzen als ich den Fährtenschuh dort hängen sah. Der Prüfungsleiter gratulierte mir als erster zum gefunden Ende der Fährte und überreichte mir einen Bruch. Anschließend gratulierten alle vor Ort Anwesenden zur bestandenen Teilprüfung und die Jagdhornbläser ließen das Signal Hirsch tot durch den Wald schallen. Philian hatte unbeeindruckt des widrigen Wetters und durchnässt eine gute Leistung gezeigt. Aufgrund des Dauerregens war meine Kappe, meine Lederhandschuhe und sogar meine Lederhose völlig durchnässt. Die Nachsuchenjacke und die Schuhe hatten meinen Körper und meine Füße aber trocken gehalten. Meine liebe Frau, die mich in der gesamten Vorbereitungszeit tatkräftig und moralisch unterstützt und zuhause mitgefiebert hat, habe ich direkt über die Fährtenarbeit telefonisch informiert. Als ich am Forsthof wieder eintraf, war das erste Gespann mit den Prüfern zur Schwarzwildfährte schon aufgebrochen. In der Zwischenzeit wurde die Formbewertung durchgeführt. Alle versammelten Personen freuten sich dann nicht nur über den nachlassenden Regen sondern ganz besonders, wenn in der Ferne die Jagdhörner das Signal Sau tot hören ließen, schließlich bedeutete das jedes Mal eine erfolgreiche Fährtenarbeit des Gespannes. Wir hörten dieses Signal bei allen drei Gespannen der Schwarzwildfährten.

Kein Hundeführer hatte sich zur Prüfung der Punkte 2.6 (Verhalten auf dem Stand) und 2.7 (Anschneideprüfung) angemeldet, so dass noch die Fächer 2.3 (Riemenführigkeit und Gehorsam), 2.4 (Ablegen) und 2.5 (Schussfestigkeit) zu prüfen waren. Das hat den Spannungsbogen bei den Prüflingen auf einem hohen Niveau gehalten und alle Hundeführer waren dann doch froh, als zu den letzten Prüfungsabschnitten gemeinsam aufgebrochen wurde.

Bei der Prüfung der Riemenführigkeit, Gehorsam und Schussfestigkeit durften Philian und ich den Anfang machen. Mit Schweißhalsung und aufgedocktem Schweißriemen folgte Philian mir durch den Wald und bei mehrfachem Umkreisen von Bäumen in beiden Richtungen, er setzte sich neben mich um geschnallt zu werden und folgte bereitwillig meinen Handzeichen sich voran schicken zu lassen. Er kam auch freudig auf Sichtzeichen zurück und machte Sitz um sich wieder anhalsen zu lassen. Im direkten Anschluss habe ich Philian geschnallt und wieder voran geschickt, dann wurde vom Prüfungsleiter im Abstand von ca. 30 s zweimal in die Luft geschossen, was Philian unbeeindruckt ließ.

Während ich zurück zur Gruppe geschickt wurde, kam schon der nächste Hundeführer zu dieser Prüfung. Von unserem Standort konnten wir den Prüfungsablauf der jeweils anderen Gespanne nicht einsehen, deshalb bleibt mir hier nur zu berichten, dass alle Gespanne diese Prüfungsteile bestanden haben.

Eine nervenzerreißende halbe Stunde stand den Gespannen noch bevor das Ablegen im Wald unterbrochen von zwei Schußabgaben. Ein erfahrener Hundeführer hatte sich dazu entschieden seinen Hund frei abzulegen, alle anderen Hundeführer haben ihren Hund angeleint abgelegt. Dirk Tenzler ermahnte alle Hundeführer sich nach dem Ablegen ihres Hundes außer Sicht- und Hörweite zu begeben und ruhig zu verhalten. Dies fiel niemandem leicht und so war, der Nervosität geschuldet, auch von einigen Hundeführern eine Unterhaltung und das Schlagen von Autotüren zu hören. Nach 30 Minuten wurden wir zu unseren Hunden gerufen und das Aufatmen der Hundeführer war wohl bis Colditz zu hören.

Wieder am Forsthof angekommen war das Regengebiet weiter gezogen und die Sonne strahlte mit den glücklichen Hundeführern um die Wette. Für die Prüfer und die Helfer war die Arbeit aber noch nicht erledigt, sie mussten noch reichlich Formalarbeit abliefern, es wurden Zensurenblätter und Urkunden erstellt und gedruckt, alles muss dabei seine Richtigkeit haben. Thomas Mütze hatte für alle Beteiligten köstliche Schaschlikspieße besorgt, welche fachkundig von Marc Thelau auf dem Grill zubereitet wurden, Achim Saul-Horvay hatte einen sehr schmackhaften Kuchen mit einem Gruß von seiner Frau mitgebracht. Jetzt war auch ich in der Lage wieder etwas zu essen und habe die gute Verpflegung genossen. Den Abschluss des offiziellen Teiles bildete dann die Urkundenübergabe durch den Prüfungsleiter mit Bekanntgabe der erreichten Punktzahl. Zu meiner Überraschung wurde Philian Prüfungssieger und mir wurde zudem ein neuer Schweißriemen überreicht. Ich war so überwältigt, dass Waidgenosse Ulli Tischer an meiner Stelle den Prüfern, Helfern und Jagdhornbläsern für die gut durchorganisierte Prüfung dankte und herausstellte, welche Arbeit hinter einer solchen Leistung steht. Ich möchte diesen Bericht dazu nutzen, dem Prüfungsleiter Dirk Tenzler, dem Richterobmann Thomas Mütze, dem Richter Achim Saul-Horvay, dem unermüdlichen Helfer Marc Thelau und nicht zuletzt den Jagdhornbläsern des Jagdverbandes Geithain für den gelungenen Ablauf dieser Vorprüfung zu danken. Der ganze Prüfungsablauf war durch ein faires und freundliches Verhalten gegenüber den Hundeführern getragen.

Zusatz: Der strahlende Sonnenschein wurde von einer sternenklaren Nacht abgelöst. Das Feuerwerk über Colditz kurz nach 22:00 Uhr war sicherlich zu Ehren der bestandenen Prüfungen.

Diesen Bericht schreibe ich nicht nur, weil ich dazu von Dirk Tenzler freundlich aufgefordert wurde oder für die Vereinschronik. Mit diesem Bericht verbinde ich die Hoffnung insbesondere junge Hundeführerinnen oder Hundeführer zu ermutigen sich ebenfalls der Prüfung zu stellen und bei einem erfahrenen Schweißhundeführer zu hospitieren damit sie später ihr gesammeltes Wissen an die nächste Generation von Schweißhundeführern weitergeben können.

Horrido und Suchenheil
Wilfried Zischke